Von Sinnen – 25 Jahre Artists Unlimited

Artists Unlimited Publikation NOW, 2010

Artists Unlimited ist sehen. 

Das sind 228 Ausstellungen, die seit der Eröffnung in der Galerie präsentiert wurden, den Artists und den Galerie-Besuchern immer wieder spannende Perspektiven eröffneten. Es ist das Betrachten der Arbeiten innerhalb des Hauses, der Austausch und die Unterstützung, das Umgeben sein von Gestaltung. Es ist das ›sich später sehen‹ und ›sich blicken lassen‹, das Haus als Treffpunkt vieler verschiedener Menschen. Unsere Sicht auf unsere Umgebung. Gedanklich von unserem Standpunkt aus. Wahrhaftig von unserem Fahrstuhl-Turm aus, der den Blick frei gibt auf Wald, Burg und den Nachbarn, der auf den Herzblatt-Hubschrauber wartet. Es ist das teils einschüchternde ›sehen und gesehen werden‹ auf dem Innenhof, die Beobachtung aus Dutzenden von Fenstern. Der Blick über den Tellerrand, den wir uns selbst mit dem Gastkünstler-Stipendium verschrieben haben. Die bisher 73. Gastkünstler aus aller Welt. Ein »See you later«. Ein immer wieder Vokabeln nachschlagen. Ein Fokus von 25 Menschen. Unter ihnen zwölf Brillenträger.

 

Artists Unlimited ist hören. 

Das sind Musik, Radio und Fernsehen an Klospülung. Ein Pinkeln, ein Lachen, ein Solo. Das Rauschen der August-Bebel-Straße, vorbeifahrende LKW und Bass-Spuren, die die Fenster zittern lassen. Die Bäume und der Wind, der um das Haus pfeift. Ein Zuhören. Ein Telefon. Ein offenes Ohr der ehemaligen Artists. Es sind Gespräche von Fenster zu Fenster. Kurz hören, wer Galeriedienst hat. Eisentüren, die ins Schloss fallen. Das Rumoren des Fahrstuhls, wenn er sich 2.000 Quadratmeter Zentimeter für Zentimeter erkämpft. Und Ruhe. Manchmal plötzlich, fast unheimlich. 

 

Artists Unlimited ist riechen. 

Das ist eine Visitenkarte der vier Etagen. Das sind Kaffee, Curry und Duschgel, die im Treppenhaus Auskunft erteilen. Es ist ein charakteristisches Aroma in der kühlen Galerie und auf dem staubigen Dachboden. Verschwitzte Druckdaten-Abgaben. Der Geruch von verrauchten Arbeitszimmern, von Farbe und Laserdruckern. Und vom Flieder im Garten. 

 

Artists Unlimited ist schmecken. 

Das ist der Kaffee nebenan, das Pläne schmieden bevor er kalt wird. Ungeduldige Diskussionen mit einem Mund voller salziger Stangen und Tränen. Ein gemeinsames Feierabendbier im Miles. Der Wein und der Wein zuviel bei unseren Ausstellungs-Eröffnungen. Und die Pudding-Schicht vom Bethel Spezial beim Party-Aufbau. 

 

Artists Unlimited ist tasten.

Das sind eiskalte Hände beim Bearbeiten der Plakatwand im Dezember. Es sind 250 Post-Etiketten, die für jede Ausstellung geklebt werden und das ›mal eben mit anpacken‹. Das Streichen der unebenen Galeriewände. Ein Haus zum Anfassen, der Aktion. Ein Händedruck, eine Umarmung. Ein Haus, das einem nahe geht, wenn man es lässt. Ein Projekt, das man leben und lieben kann. Wenn man es will.